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Fahrpläne für die Wärmewende

Ein neues Kompetenzzentrum in Halle soll Städte und Gemeinden bei der Wärmewende unterstützen. Die Bewertung von Gas hat sich durch den Krieg in der Ukraine verändert.

Die Bundesregierung setzt große Hoffnungen auf LNG-Lieferungen, um unabhängiger von Russland zu werden.<br/>Bild: Zukunft Gas

Kommunen sollen künftig die Wärmewende planen und koordinieren – eine wichtige Aufgabe, denn ohne Wärmewende werde die Energiewende nicht gelingen. Mit dieser Kernbotschaft der Bundesregierung wurde am 7. April das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) in Halle eröffnet.

Das KWW soll Städte, Gemeinden und Landkreise bei der Wärmewende unterstützen und ihnen Know-how zugänglich machen. Von der Deutschen Energie-Agentur (dena) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) konzipiert, soll das Kompetenzzentrum im Sommer den operativen Betrieb aufnehmen.

Die Erwartungen sind hoch. Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2030 die Hälfte der in Deutschland benötigten Wärme klimaneutral zu erzeugen. Aktuell basiert die Wärmeversorgung noch fast zur Hälfte auf Gas, sowie zu erheblichen Teilen auf Öl und Kohle. Erst 15 Prozent der Wärme stammen laut BMWK aus erneuerbaren Quellen.

Heizen und Kühlen von Gebäuden sowie Warmwasserversorgung für Privathaushalte und Industrie beanspruchen mehr als die Hälfte der in Deutschland verbrauchten Endenergie. Für den Umbau zu berücksichtigen ist ferner, dass Wärme dezentral erzeugt wird und nicht wie die Stromerzeugung landesweit vernetzt ist.

Veränderung über Kommunale Wärmeplanung steuern

Als zentrales Steuerungsinstrument sieht das Ministerium eine Kommunale Wärmeplanung vor. Städte und Gemeinden sollen lokale Fahrpläne für die klimaneutrale Wärmeversorgung erstellen. Aufgabe des KWW wird sein, Kommunen dafür mit Fachakteuren zu vernetzen und mit Know-how zu unterstützen.

Eine wichtige Rolle sollen Nah- und Fernwärmesysteme spielen. Die Wärmeerzeugung muss noch zum großen Teil dekarbonisiert werden. Solar- und Geothermie sowie industrielle Abwärme stehen dafür bereit. Fernwärme soll aber auch mit Großwärmepumpen aus Umweltwärme gewonnen werden.

Darüber hinaus müssen Millionen kleinerer Heizsysteme dekarbonisiert werden. Die vom BMWK favorisierten, mit Ökostrom betriebenen Wärmepumpen haben sich bisher als Alternativen zur Öl- und Gasheizung im Gebäudebestand kaum durchsetzen können. Ihr Anteil an den Heizsystemen in Deutschland lag zuletzt bei unter drei Prozent (siehe Grafik).

Gasversorger wie die EMB Energie Brandenburg und der Fachverband DVGW plädieren deshalb für den Erhalt einer gasgebundenen Wärmeversorgung mit Biogas und klimaneutralem oder per Elektrolyse aus Wasser erzeugtem grünem Wasserstoff. Modifizierte konventionelle Heizkessel, Kraft-Wärme-Kopplung und Brennstoffzellensysteme könnten als Wärmeerzeuger dienen. Der Ruf nach weiteren „technologischen Entwicklungen“ für die Wärmewende wurde auch bei der KWW-Eröffnung in Halle laut.

Unabhängigkeit von fossilen Energien erreichen

„Mit einer schnelleren Wärmewende können wir auch unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern schneller reduzieren“, mahnte Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im BMWK, bei der KWW-Eröffnung zur Eile.

Aktuell geht es jedoch wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine vorwiegend darum, Deutschland rasch unabhängiger von fossilen Energielieferungen aus Russland zu machen. Die Alternative für russisches Erdgas soll vor allem verflüssigtes Erdgas (LNG) aus anderen Ländern sein. LNG-Lieferungen aus Katar und aus den USA sind angeworben, vier schwimmende provisorische Terminals für den LNG-Empfang und die Einspeisung des Gases in das Fernleitungsnetz sind gechartert. In Wilhelmshaven haben Anfang Mai erste Bauarbeiten begonnen. Ein eigenes Gesetz soll die Genehmigung von LNG-Terminals beschleunigen.

Außerdem hat das BMWK ein Gasspeichergesetz auf den Weg gebracht, das gewährleisten soll, dass die deutschen Gasspeicher zum Beginn der Heizperiode im Herbst zu 90 % gefüllt sein werden, um die Versorgung im nächsten Winter zu sichern, sollten Lieferungen aus Russland ausfallen. Für die Wärmeversorgung ist das von zentraler Bedeutung, denn fast die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland wird mit Gas beheizt.

Die Unabhängigkeitsbestrebungen zeigen erste Erfolge: Bereits bis April war der Anteil russischen Gases an den in Deutschland insgesamt verbrauchten Gasmengen auf knapp 35 Prozent zurückgegangen. Im April 2021 lag der russische Anteil noch bei über 50 Prozent. Die Kommunale Wärmewende muss noch folgen.