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Brandenburg will Wasserstoff „schürfen“

Die Landesregierung in Potsdam zeigt in ihrer Wasserstoffstrategie auf, wie sie die klimaneutrale Produktion des Energieträgers in Brandenburg auf den Weg bringen will.

Der Energieversorger ENERTRAG erzeugt in Prenzlau mit Windstrom Wasserstoff<br/>Bild: ENERTRAG

Wasserstoff (H2) ist ein sehr vielseitiger Energieträger und nimmt eine wichtige Schlüsselfunktion in der Energiewende ein. Als zentrales Kopplungselement zwischen Strom und Gas verzahnt H2 Erneuerbare Energien mit Wärme und trägt künftig zu einer klimafreundlichen Energieversorgung bei.

Die Bundesregierung setzt auf die große Flexibilität des Energieträgers und –speichers und will den Einsatz von H2 „nicht auf bestimmte Anwendungsfelder begrenzen“. Wasserstoffnetze zählten zum „Rückgrat des Energiesystems der Zukunft“.

Ambitionierte Ziele verfolgt auch das Land Brandenburg. Um die heimische Wasserstoffproduktion anzukurbeln, stellte Energieminister Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach im vergangenen November eine „Maßnahmenkonkrete Strategie für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im Land Brandenburg “ vor. Im Fokus stehe dabei “eine klimaneutrale Erzeugungstechnologie“ erklärte eine Sprecherin des Ministers.

Aktuell wird in der Mark überwiegend grauer Wasserstoff fossilen Ursprungs verwendet: in Raffinerien, in der Chemie- und Stahlindustrie. Zur Einhaltung der Klimaschutzziele möchte Brandenburg seinen Beitrag leisten und die Voraussetzungen für den künftigen Bedarf klimaneutralen H2 schaffen.

Die Wasserstoffstrategie soll im Rahmen der angekündigten Energiestrategie 2040 und des Klimaplans des Landes „einen positiven Beitrag für die Energiewende und Strukturentwicklung“ leisten. Die aufgeführten Maßnahmen reichen vom Ausbau erneuerbarer Energien über die Förderung von Wasserstofftechnik und Industrieansiedlung bis zum Aufbau von Transport- und Speichersystemen. Eine enge Zusammenarbeit mit Berlin wird angestrebt.

Grüner Wasserstoff aus Prenzlau und aus der Prignitz

Bei der H2-Erzeugung durch Wasserelektrolyse auf Basis erneuerbaren Stroms kann Brandenburg auf Erfahrungen zurückblicken. Eines der weltweit ersten Hybridkraftwerke mit Windturbinen, Wasserstoff-Elektrolyseur und Batteriespeicher ist seit 2011 in Prenzlau in Betrieb. Seit 2013 speist eine Power-to-Gas-Pilotanlage in der Prignitz erneuerbaren Wasserstoff, seit 2018 daraus produziertes grünes Erdgas in das Gasnetz ein.

Daneben werden in Reallaboren, Forschungs- und Entwicklungsprojekten Methoden der H2-Herstellung erprobt. Eine wichtige Rolle spielt das H2-Forschungszentrum an der BTU Cottbus-Senftenberg.

Als notwendige Übergangslösungen bewertet die Wasserstoffstrategie blauen oder türkisen, also CO2-neutral aus Erdgas bereitgestellten Wasserstoff.

Weil Wasserstoff auf absehbare Zeit ein knappes Gut bleibe, soll seine Nutzung zunächst auf Industrie und Verkehr beschränkt werden, kündigte Steinbach an. Verstromung und Wärmeerzeugung bleiben erst einmal außen vor.

Dennoch wird das Thema Wasserstoff in der Wärmeversorgung adressiert. Die Wasserstoffstrategie zitiert Szenarien, nach denen H2 im Jahr 2050 etwa 37 % am Erzeugungsmix der Fernwärmeerzeugung in Deutschland sicherstellen könnte. Bei Einzelheizungen könnte Wasserstoff als Energieträger an Bedeutung gewinnen, wenn der Einbau von Wärmepumpen wegen Fachkräftemangels oder nicht ausreichender Sanierungsquoten nicht schnell genug vorankomme.

Industrie will H2 stofflich und energetisch nutzen

In der Stahl-, Chemie-, Zement-, Glas- und Papierproduktion gehe es um energetische Nutzung, in der Chemieindustrie aber auch um die Verwendung als Grundstoff. In der Stahlindustrie werde Wasserstoff ferner als Reduktionsmittel gebraucht. In Raffinerien und Stahlwerken sei die Umstellung auf H2kurzfristig möglich, weil nur bisher verwendeter fossiler Wasserstoff durch erneuerbaren ersetzt werden müsse.

In der Mobilität ist H2 als Kraftstoff für Brennstoffzellenantriebe von Nutzfahrzeugen, Bussen und Zügen, aber auch als Grundstoff für synthetische Kraftstoffe und Kerosin vorgesehen.

Wieviel H2 künftig in der Mark gebraucht wird, ist schwer vorherzusagen. Die Wasserstoffstrategie des Landes setzt einen Bedarf von 22,5 Terawattstunden (1 TWh = 1 Mrd. Kilowattstunden) bis 2040 an. Sie stützt sich dabei auf Zahlen der Nationalen Wasserstoffstrategie und anderer Studien.

Ein 2021 von Fraunhofer-Instituten erstellter„H2-Masterplan für Ostdeutschland“ hatte allein in der energieintensiven Industrie einen Bedarf von 9,9 TWh ausgemacht. Als potenziell große Verbraucher gelten das Stahlwerk in Eisenhüttenstadt und die Raffinerie in Schwedt.

Zum Exportschlager dürfte es grüner Wasserstoff aus der Mark nach Einschätzung der Landesregierung wohl kaum bringen. Die Produktion werde wegen hohen Strombedarfs begrenzt bleiben. Perspektivisch seien Importe erforderlich.