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Grüne Wärme für Baruth

Grüne Abwärme aus der örtlichen Industrie könnte in Baruth/Mark klimaverträgliche Heizenergie für Wohnhäuser und Gewerbebetriebe liefern. Mit Know-how der EMB soll ein Wärmenetz dafür gebaut werden.

Die EMB verfolge das Ziel, gemeinsam mit Kommunen eine grüne Wärmeinfrastruktur zu schaffen, sagt EMB-Geschäftsführer Leif Cropp.

„Die kommunale Wärmewende wird nur in Kooperation funktionieren“, sagt Leif Cropp, der seit Oktober die dreiköpfige Geschäftsführung der neu formierten EMB Energie Brandenburg GmbH komplettiert. Die EMB verstehe sich als Wärmedienstleister für Städte und Gemeinden in der Region. „Unser Ziel ist, gemeinsam mit Kommunen und Partnern eine grüne Wärmeinfrastruktur zu schaffen“, versichert Cropp.

Für grüne Wärme gebe es keine Patentlösung; lokale Gegebenheiten müssten berücksichtigt werden, zu enges Spartendenken sei wenig hilfreich. „Wir denken unsere Projekte integriert und sektorenübergreifend“, bringt Tom Beier, Projektleiter für Energie- und Wärmekonzepte bei EMB, die Ausrichtung auf den Punkt.

Um Kooperation und lokale Besonderheiten geht es auch beim aktuellen EMB-Vorhaben in Baruth/Mark. In der 4.300-Einwohner-Stadt, südlich von Berlin im Niederen Fläming gelegen, wird über den Bau eines Wärmenetzes diskutiert. Es soll mit Abwärme eines großen örtlichen Industrieunternehmens betrieben werden. Die EMB will ihr Know-how als Wärmedienstleister und -netzbetreiber einbringen.

Die Abwärmelieferung ist Teil eines grünen Energieprojekts des Baustoffherstellers Classen Group, die in Baruth ein Holzfaserplatten- und ein Laminatbodenwerk mit etwa 1.000 Mitarbeitern betreibt. Seinen jährlichen Strombedarf gibt das Unternehmen mit 230 Millionen Kilowattstunden an.

Windpark soll grünen Industriestrom liefern

Der in Nord- und Mitteldeutschland aktive Projektentwickler Naturwind Potsdam GmbH will für Classen und das Tochterunternehmen Fiberboard in einem Waldgebiet nahe dem Baruther Ortsteil Mückendorf einen Windpark (rund 200 MW Leistung) errichten. Er soll grünen Strom für die Produktion liefern. Damit könnte Classen teureren Strombezug aus dem Netz reduzieren.

Als ergänzende Option plant die Naturwind-Tochter ZGG Zukunft grüne Gase Brandenburg eine Elektrolyseanlage, die aus Windstrom grünen Wasserstoff produziert und zusätzlich nutzbare Abwärme liefern könnte. Nutzenergie gewinnt Classen zudem in einem Biomasse-Heizkraftwerk, das Produktionsreste und Altholz verwertet.

Naturwind wirbt für den Windpark in Baruth mit vergünstigtem Ökostrom für Bürger und Betriebe der Stadt sowie mit einer finanziellen Beteiligung der Kommune an Erlösen des Windparks, die durch Regelungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und den gesetzlichen Windkraft-Euro in Brandenburg ermöglicht wird.

Der Stadt helfen soll zudem die Lieferung von Abwärme aus den Classen-Werken. Baruth soll, wie alle Kommunen unter 100.000 Einwohnern, bis Mitte 2028 einen kommunalen Wärmeplan vorlegen. Unvermeidbare Industrieabwärme gilt laut Gebäudeenergie- und Wärmeplanungsgesetz als erneuerbare Energie. Mit der Abwärme und dem geplanten Wärmenetz könnte die Stadt ihren Bürgern eine komplett grüne Lösung anbieten.

Für Hausbesitzer und Unternehmen liegt der Vorteil des Anschlusses an ein Wärmenetz darin, dass sie ohne eigene Investitionen in Heizanlagen über eine sichere und klimaverträgliche Wärmeversorgung verfügen und so ihre Öl- und Gasheizungen außer Betrieb nehmen können.

Erste Grobplanungen sehen vor, in Baruth und Mückendorf ein Netz aus 34 Kilometer Wärmeleitungen mit 680 möglichen Hausanschlüssen zu verlegen. Der jährliche Wärmebedarf wurde mit bis zu 15 Millionen Kilowattstunden, die erforderliche Heizleistung mit 3,5 MW veranschlagt.

Mit grüner Abwärme fossile Heizenergie ersetzen

Da die Abwärme der Faserplatten- und Laminatproduktion nur eine Temperatur von 50°C mitbringt, soll eine mit Windstrom betriebene Wärmepumpe das Heizwasser vor dem Einspeisen ins Wärmenetz auf 80 bis 90°C Vorlauftemperatur bringen. Die Planer rechnen mit etwa 30 Millionen Euro Investitionen.

Um die zu schultern, beabsichtigt die EMB, sich an der Projektgesellschaft für das Wärmenetz zu beteiligen. „Wir setzen darauf, dass sich auch die Stadt Baruth beteiligt“, merkt EMB-Projektleiter Beier an. Zur Finanzierung des Wärmenetzes sollen Mittel aus der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) beantragt werden.

Bei Ortsbegehungen werden nun Heizleistung, Wärmebedarf und Anschlussmöglichkeiten der Gebäude in Baruth und Mückendorf erhoben, ehe Netzplanung und Akquise von Kunden beginnen können.

Die erreichbare Anschlussquote sei ein entscheidender Parameter für die Ermittlung der Wärmeangebotspreise, erläutert Projektleiter Beier. EMB und Naturwind seien zuversichtlich, „die notwendige Basis“ bereits mit dem Anschluss kommunaler Liegenschaften sowie der Gebäude von Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften „nahezu zu erreichen“.

Angestrebt seien Wärmemischpreise von rund 20 Cent pro Kilowattstunde, was nach Berechnungen und Darstellung der EMB auf einer Bürgerinformationsveranstaltung Ende Januar als durchaus konkurrenzfähig gegenüber anderen klimaverträglichen Wärmelösungen erscheint.

Auch die Planungen für den Windpark sind angelaufen. Die Stadtverordnetenversammlung hat im November 2023 grünes Licht für die Aufstellung eines Bebauungsplanes für den Windpark Mückendorf gegeben.