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Klimaneutrales Rathaus als Vorbild

Städte und Gemeinden sind gefordert, sich stärker um die Wärmewende zu kümmern – in kommunalen Gebäuden genauso wie ortsübergreifend. Experten informierten beim EMB-EnergieDialog über technische Optionen.

Optionen für eine klimaverträgliche Wärmeversorgung waren Thema des EMB-EnergieDialogs in Michendorf.

Die Wärmewende findet vor Ort statt. Das stellt Städte und Gemeinden in Brandenburg vor große Aufgaben. Sie müssen als Vorbilder dafür sorgen, dass der klimagerechte Umbau Fahrt aufnimmt und Rathäuser, Schulen, Kitas, Sport- und Stadthallen rasch klimaneutral beheizt oder klimatisiert werden.

Und wo stehen Kommunen bei der Wärmewende im Moment? „Noch ganz am Anfang“, lautete der Tenor beim 13. EnergieDialog der EMB im September in Michendorf, der mit 50 Teilnehmern auf große Resonanz stieß. „Wir rennen der Entwicklung hinterher“, so ein Bürgermeister.

In einigen Kommunen im EMB-Verbreitungsgebiet gebe es erste Energiekonzepte; vereinzelt, wie in Michendorf, Energiemanager – von planvoller Umsetzung der kommunalen Wärmewende könne bisher jedoch kaum die Rede sein, wurde berichtet.

Häufig fehle es schon an der nötigen Datenbasis über Zustand und Wärmebedarf von Gebäuden, an personellen Ressourcen in notorisch überlasteten Gemeindeverwaltungen und an gesicherter finanzieller Ausstattung. Außer über politische Willensbekundungen sowie Klimaschutzkonzepte, die mangels Umsetzbarkeit in der Schublade verschwanden, gebe es wenig zu berichten.

Studie zeigt technische Möglichkeiten auf

Auf Grundlage fundierter Daten einer von EMB in Auftrag gegebenen Wärmemarktstudie von 2021 umriss Beraterin Juliane Hauskrecht von der ConenergyConsult GmbH die Dekarbonisierungsaufgabe: Der Wärmemarkt im Land Brandenburg (789.000 Wohn- und Nichtwohngebäude) ist demnach noch sehr stark fossil dominiert, allein 58 % der Wohnhäuser werden direkt oder indirekt mit Erdgas beheizt.

Für eine CO2-freie Wärmezukunft erwartet Hauskrecht nicht die eine Universallösung für alle Fälle, sondern einen Mix aus mehreren Optionen: elektrische Wärmepumpen, klimaneutrale Gase aus dem Gasnetz, grüne Wärmenetze sowie dezentrale Lösungen mit flüssiger oder fester Biomasse.

Auf diesen Technologiepfaden sei Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, so die Beraterin. Wichtig sei auf jeden Fall, den Wärmebedarf zu verringern, also Gebäude auch – wo wirtschaftlich darstellbar – zu dämmen. Die Wärmeversorgung werde – vor allem im Neubau – stärker elektrisch geprägt sein, Erdgas verliere zu Gunsten klimaneutraler Gase an Bedeutung, Wasserstoff biete interessante Möglichkeiten, Energie werde grundsätzlich teurer, markierte Hauskrecht klare Trends. Für einen sozialverträglichen Umbau der Wärmeversorgung seien „neue Antworten“ erforderlich.

Beim Energiedialog konkret berichtet wurde über einen 2023 anlaufenden Modellversuch in einer Gemeinde in Sachsen-Anhalt, im Gasnetz ein Gemisch aus Erdgas und Wasserstoff zu verteilen und damit zu heizen, über Bemühungen in Hoyerswerda, Fernwärme aus Braunkohle durch klimaneutrale Wärme zu ersetzen sowie über das von einer Energiegenossenschaft entwickelte Konzept, ein Neubaugebiet im thüringischen Werther mit kalter Nahwärme aus Erdkollektoren zu versorgen.

Die Vielfalt der Möglichkeiten macht die Aufgabe indes nicht einfacher – die richtige Lösung muss für jede Kommune individuell gefunden werden. Entsprechend groß ist der Beratungs- und Informationsbedarf in Stadt- und Gemeindeverwaltungen.

EMB will spätestens 2045 klimaneutral sein

EMB-Geschäftsführer Dr. Jens Horn sicherte den Kommunen beim EnergieDialog Unterstützung zu. „Wir werden uns der Wärmewende vor Ort stellen“, sagte Horn. „Wir kommen gern in die kommunalen Gremien, um die Möglichkeiten zur Dekarbonisierung vorzustellen und zu diskutieren.“

Die EMB selbst werde sich wie die gesamte GASAG-Gruppe bis 2045 zum klimaneutralen Unternehmen wandeln. Bis 2025 sollen Fuhrpark und Firmenzentrale ohne CO2-Ausstoß betrieben werden, bis 2030 alle von EMB betreuten Wärmeversorgungen. Ebenso bis 2030 soll die Produktion grünen Wasserstoffs in Ketzin starten, Gasprodukte sollen bis dahin zur Hälfte klimaneutral gestellt sein. Bis 2040 folgten dann die vollständige Umstellung auf grüne Produkte und der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur. „Nachhaltigkeit ist unser Kompass“, versicherte Horn.

Unterstützung für Kommunen signalisierte auch Bert Tschirner, Teamleiter bei der Energieagentur Brandenburg. Er bekräftigte, dass die bei der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) angesiedelte Energieagentur Städten und Gemeinden in Fragen der kommunalen Wärmeplanung beratend zur Seite stehe. Die Aufgaben bleiben dennoch gewaltig.