Wärmekataster schafft Überblick
Das Land Brandenburg unterstützt seine Kommunen bei der anstehenden Wärmeplanung mit einem flächendeckenden digitalen Wärmekataster. Ein Prognosemodell für den Wärmemarkt und weitere Unterstützungsangebote sollen folgen.
Das Wärmekataster für Brandenburg soll den Grundstein für kommunale Wärmeplanung legen, heißt es im Potsdamer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (MWAE). Das Kataster ist angelegt als Bestandsanalyse, für die verfügbare Wärmemarktdaten gebündelt, aufbereitet und georeferenziert, also für digitale Nutzung in ein georäumliches Koordinatensystem eingeordnet wurden. Eine ergänzende Potenzialanalyse zeigt mögliche erneuerbare Wärmequellen beispielsweise Geothermie, Solarthermie oder industrielle Abwärme auf.
Kommunen soll das Ende August präsentierte Wärmekataster einheitliche Daten für die Wärmeplanung liefern und so den Aufwand für die damit verbundene Datenerhebung reduzieren. Städte und Gemeinden können über das Energieportal Brandenburg auf das Kataster zugreifen. Erstellt wurde es vom Beratungsunternehmen con|energy Consult.
Die Bestandsanalyse verwendet modellierte Daten, die von realen Verbrauchswerten abweichen können, erläutert das Energieportal. Auf Basis verfügbarer Daten zu Geometrie, Nutzung, Typ und Alter der Gebäude sowie anhand statistischer Zuordnung von Sanierungszuständen und Heizsystemen seien Abschätzungen des Wärmebedarfs und des Endenergieverbrauchs getroffen worden.
Prognosemodell soll Wärmebedarf abschätzen
Trotz bislang überwiegend statistischer Daten gebe das Wärmekataster den Status quo auf Gemeindeebene realitätsgetreu wieder, bekräftigt das Energieministerium. Städte und Gemeinden könnten sich damit einen Überblick über den Bestand an Gebäuden in ihrer Kommune sowie über deren Lage, Alter und Sanierungszustand verschaffen. Gas- und Wärmenetze seien straßenzugsscharf einsehbar, ebenso die Wärmeliniendichten. Verfügbar seien ferner Informationen über die zur Wärmeversorgung genutzten Energieträger und Heizsysteme sowie aggregierte Daten zum Wärmebedarf von Gebäudegruppen. Aus Datenschutzgründen zeigt das Wärmekataster Wärmeverbrauchsdaten nicht gebäudescharf an.
In einem weiteren Schritt entwickelt con|energy Consult ein ergänzendes Prognosemodell für die Abschätzung des künftigen Wärmebedarfs in Kommunen. Es werde voraussichtlich im ersten Quartal 2024 zur Verfügung stehen, erklärt eine Sprecherin des MWAE.
Kommunen, die das Prognosemodell nutzen wollen, können sich an die Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) wenden, um gemeinsam individuelle Parameter wie Startpunkte für ein Wärmenetz oder vorgesehene Sanierungsraten zu bestimmen und auf deren Grundlage Zielszenarien bis 2045 zu entwerfen. Leitfäden für die Nutzung des Wärmekatasters sollen noch folgen.
Claudia Nowka, Bürgermeisterin der Gemeinde Michendorf, bewertet das Wärmekataster als „hilfreiches Instrument für die kommunale Wärmeplanung“. Michendorf sei vom Land Brandenburg als eine von zwei Pilotkommunen – die andere ist Frankfurt an der Oder – für die Entwicklung des Wärmekatasters ausgewählt worden und vor allem an der Plausibilitätsprüfung der Katasterdaten beteiligt gewesen, berichtet die Bürgermeisterin.
Michendorf will 2024 Wärmeplan vorlegen
Die Wärmeplanung werde auf kommunaler Seite grundsätzlich positiv bewertet, auch wenn klar sei, dass daraus erhebliche Aufgaben erwachsen. „Jedem, der sich mit dem Thema näher befasst, ist bewusst, welch große Herausforderung die Wärmewende ist, sowohl personell als auch finanziell“, so Nowka. Die Gemeinde Michendorf begrüße das Wärmekataster auch deshalb, weil es erste Datengrundlagen für die Wärmeplanung liefere.
Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2024 möchte Michendorf einen gültigen Wärmeplan für seine sechs Ortsteile mit mehr als 14.000 Einwohnern vorlegen. Die Ausschreibung der kommunalen Wärmeplanung sei abgeschlossen, der Auftrag für die Erstellung bereits vergeben. Innerhalb von neun Monaten soll die Wärmeplanung stehen und dann durch die Gemeindegremien verabschiedet werden.
Das rasche Handeln hat einen guten Grund. Michendorf rechnet mit zunehmender Nachfrage für Dienstleister. Ohne externe Expertise sei die Wärmeplanung für kleine Kommunen aber kaum zu schaffen, ist die Bürgermeisterin überzeugt. „Ich glaube, dass keine kleine Kommune die Wärmeplanung ohne externe Unterstützung bewerkstelligen kann.“