Klimaplan in Arbeit
Das Land Brandenburg steht bei der Treibhausgasreduzierung vor großen Aufgaben. Ab kommendem Jahr soll ein Klimaplan Regie führen.
Brandenburgs Landesregierung will bis Juni 2022 ihren Klimaplan vorlegen. Er soll den Rahmen für die künftige Klimapolitik setzen. Ziel ist, bis spätestens 2045 klimaneutral zu sein, wie es das Klimaschutzgesetz des Bundes vorsieht.
Federführend beim Klimaplan ist das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz. Minister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) ist sich der Größe der Aufgabe bewusst. „Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen ist ambitioniert, aber nicht utopisch“, sagte Vogel bei der Klimaplan-Auftaktkonferenz im Juni. Die Aufgabe erfordere „einen gewaltigen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kraftakt“. In Brandenburg wurden 2020 noch rund 51 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert – zwar 9,5 Prozent weniger als 2019, aber immer noch ein erklecklicher Teil der 739 Millionen Tonnen Treibhausgase in Deutschland im letzten Jahr.
Deutliche Fortschritte beim Klimaschutz seit 2019
„Wir sehen seit 2019 deutliche Fortschritte beim Klimaschutz“, stellte Vogel schon im Frühjahr fest. Besonders die Energiewirtschaft habe dazu beigetragen. Allein der Wechsel zweier Blöcke des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde aus dem Regelbetrieb in die Reserve habe den CO2-Ausstoß des Landes seit Ende 2018 um etwa 8 Millionen Tonnen reduziert.
Doch Braunkohle- und Energiewirtschaft bleiben noch auf Jahre große Emittenten. Das Kohleausstiegsgesetz sieht für die Kraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe, die für jährliche Emissionen von bis zu 28 Millionen Tonnen CO2 stehen, erst das Jahr 2038 vor.
Was Brandenburg noch für mehr Klimaschutz fehlt, umreißt Vogel folgendermaßen: mehr Windenergie und Freiflächen-Photovoltaikanlagen, strombasierte Wärmelösungen, Elektromobilität sowie Wasserstoff für Industrie, Energiewirtschaft, Schiffs- und Flugverkehr. Wichtig sei zudem ein erhöhtes Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren. Neben der Industrie müssten auch Land- und Abfallwirtschaft ihre Emissionen reduzieren.
Der Klimaplan soll laut Minister Vogel eine Klimaschutzstrategie definieren. Das Klimaschutzgesetz gebe jährliche Emissionsobergrenzen für einzelne Sektoren vor, Brandenburg müsse für diese Sektoren Ziele definieren und Maßnahmen ausarbeiten.
Die Grundlagen für den Klimaplan wird ein Gutachten liefern, das ein Projektteam des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) unter Leitung von Bernd Hirschl, Professor an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, erarbeitet.
Regionalversorger mahnen Einbeziehung grüner Gase an
Brandenburgische Regionalversorger blicken mit gewisser Skepsis auf die Klimaplandiskussion. Sie befürchten, dass der Plan zu wenig Platz für eine klimaneutrale Wärmeversorgung mit Biomethan und Wasserstoff lassen könnte. Grüne Gase könnten „perspektivisch einen sinnvollen technischen und wirtschaftlichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Wärmemarktes leisten“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben der Geschäftsführer der Regionalversorger EMB, EWE und SpreeGas an Brandenburgs Wirtschafts- und Energieminister Jörg Steinbach (SPD).
„Oft wird die Dekarbonsierung der dezentralen Wärmeversorgung nur am Rande behandelt. Aus unserer Sicht muss sie unbedingt Bestandteil der Energiestrategie und des Klimaplanes sein“, merkt EMB-Geschäftsführer Dr. Jens Horn an. Dabei werden heute in Brandenburg fast 50 Prozent der Gebäude dezentral mit Erdgas beheizt, außerhalb größerer Städte ist dieser Anteil sogar noch wesentlich höher.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle heute mit Gas beheizten Gebäude einfach so auf elektrische Wärmepumpen umgestellt werden können“, so Horn. Denn das erfordere nicht nur einen Austausch des Wärmeträgers oder eines Kessels sondern eine umfassende Gebäudesanierung. „Mir fehlt der Glaube, dass dafür genügend Mittel und Handwerkerkapazitäten vorhanden sind. Der Klimaplan sollte deshalb eindeutige Ziele formulieren, mögliche Technologien aber nicht bis zur letzten Schraube definieren.“